Interview:
Wien – Michael Langer, Ersatz-Goalie beim VfB Stuttgart, ist Österreichs erster Deutscher Meister seit Andreas Herzog (Bremen) 1993.
Mit dem Double-Gewinn hat es aufgrund des verlorenen DFB-Pokal-Finales gegen Nürnberg zwar nicht geklappt, dennoch liegen aufregende Wochen hinter dem 22-Jährigen.
Rund 250.000 Fans feierten den frisch gebackenen Meister in der Schwaben-Metropole – unvergessliche Momente, die der Vorarlberger im Sport1-Interview noch einmal Revue passieren lässt.
Zudem nimmt er seine Kollegen in einer Art „Einzelkritik noch einmal unter die Lupe: der Meisterkader im Check von Michael Langer:
Sport1: Mit dem Double hat es nicht geklappt. Ist die Enttäuschung groß oder tröstet der Meister-Titel über das verlorene Cup-Finale hinweg?
Michael Langer: Am Anfang waren wir schon enttäuscht, da wir im Cup-Finale super gekämpft haben und dann verlieren wir durch solch einen Sonntags-Schuss. Das ist schon bitter! Aber das ist passiert, wir haben trotzdem eine super Saison gespielt. Es hätte keiner gedacht, dass wir so erfolgreich sind.
Sport1: Lass uns noch mal eineinhalb Wochen zum fixierten Titel zurückblicken. Was ging beim Spiel gegen Cottbus in dir vor?
Langer: Es war ein Wahnsinn! Als wir das 0:1 kassiert haben, habe ich mir gedacht: Nein, das darf doch nicht wahr sein! Das Spiel war zwar brutal spannend, aber es gab keine Minute, in der ich nicht daran geglaubt hätte, dass wir es noch drehen. Die Gefühle, als es dann geklappt hat, kann man in Worten nicht beschreiben, es war einfach überragend. Sensationell war der Ausgleich von Thomas Hitzlsperger. Das macht er im Training auch manchmal – ein Wahnsinn, wie der Junge schießen kann.
Sport1: Ihr wurdet nach dem Titel von unglaublichen Fan-Massen gefeiert...
Langer: Unglaublich! Bei unserem Auto-Korso haben wir dreieinhalb Stunden für eine Strecke gebraucht, die man normal in acht Minuten fährt. Es waren so viele Leute da, das kann man gar nicht beschreiben. Alleine in der Stadt waren 250.000 Fans unterwegs. Die Leute sind fast ausgerastet und haben sich so gefreut, das war echt ein schönes Erlebnis.
Sport1: Inwiefern spürt man in der Stadt, dass ihr nun Stuttgarter Volkshelden seid?
Langer: Das Interesse ist einfach größer, es erkennen einen viel mehr Leute als vorher. Am Sonntag waren wir im Rathaus und haben uns ins Goldene Buch der Stadt eingetragen. Dann gab es noch kleinere Empfänge. Es war aber gut, dass nicht mehr so viel los war, denn wir waren alle ein bisschen angeschlagen...(lacht).
Sport1: Nach einem überraschenden Titel ist das Verteidigen wahrscheinlich nicht so leicht. Welche Zielsetzung habt ihr für die kommende Saison?
Langer: Ich denke, da werden wir uns nichts Bestimmtes vornehmen, wir wollen einfach so weit wie möglich vorne mitspielen. Wir haben immer noch eine sehr junge Mannschaft, werden aber genauso Gas geben, wie in der abgelaufenen Saison. Dann werden wir sehen, was am Ende herauskommt.
Sport1: Hast du Angst, dass eure junge Mannschaft zerfallen könnte, weil die besten Spieler zu reicheren Vereinen abwandern?
Langer: Im Fußball ist es immer so, dass Spieler den Verein wechseln werden. Wir haben jetzt aber eine gute Truppe, wo es bei den Jungs auch charakterlich stimmt. Der Verein tut sicher alles, damit die Mannschaft zusammen bleibt.
Sport1: Wie geht es bei dir persönlich weiter? Bleibst du in Stuttgart?
Langer: Ich denke schon, dass ich bleibe. Ich habe noch keinen Gedanken daran verschwendet zu wechseln. Ich werde Gas geben und schauen, dass ich mich so gut wie möglich weiter entwickle.